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Anlegerpsychologie und Gold: Die sich selbst nährende Hausse?

Zeigen Edelmetalle wie Gold über mehrere Wochen oder gar Monate einen klaren Aufwärtstrend, juckt es vielen Anleger in den Fingern. Sollte man nicht besser jetzt einsteigen, um keine Gewinne zu verpassen? Nicht unbedingt. Das Tückische: Viele potenzielle Investoren haben genau diesen Gedanken – und könnten damit längst mit ihrem eigenen Anlegeverhalten der maßgebliche Preistreiber sein. In dem Fall ist mittelfristig ein dramatischer Kursrückgang vorprogrammiert.

Viele Anleger agieren trendfolgend

In den Sommermonaten gingen die Gold-, und daran anschließend die Silberpreise, geradezu durch die Decke. Gold konnte sogar ein historisches Allzeithoch erreichen. Befeuert hat diese Entwicklung ein ganzes Faktoren-Bündel – von den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID19-Pandemie über die industrielle Nachfrage bis hin zur ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken. Vergessen wird dabei allerdings meist ein zutiefst menschlicher Faktor: die psychologische Komponente.

Insbesondere bei den Edelmetallen lassen sich drei Gruppen von Anlegertypen erkennen. Die erste Gruppe, die Sparer, investieren regelmäßig und sind, in Bezug auf ihr Anlageverhalten relativ gelassen. Sie reagieren kaum auf die aktuelle Kursentwicklung, sondern profitieren einfach von einem günstigen Durchschnittskurs, der sich beim Sparen von ganz allein ergibt. Wer nun glaubt, dass es sich dabei immer nur um kleinere Summen handelt, der irrt gewaltig. Auch große Vermögen, Abfindungen oder Erlöse aus Firmen- und Hausverkäufen werden regelmäßig über Sparverträge in Edelmetalle umgeschichtet.

Die zweite Gruppe, die Antizykliker sind geduldig und denken meist sehr langfristig. Sie halten ihr Pulver trocken und warten auf Kursrücksetzer. Doch dann schlagen sie – meist mit erheblichen Summen zu.

Zur dritten Gruppe gehören die Menschen, die trendfolgend handeln, im Alltag oft ebenso wie bei privaten Investments. Dahinter steckt der nachvollziehbare – und zunächst durchaus auch rationale – Wunsch „nichts zu verpassen“. Dieses intuitive Verhaltensmuster hat längst nicht nur nachhaltige Entwicklungen wie die Digitalisierung hervorgebracht, sondern uns in den letzten Jahren auch so kurzlebige Trends wie Bubble Tea und Fidget Spinner beschert. Übertragen auf die Entwicklung von Edelmetall-Preisen führt dieses Verhalten (kurzfristig) zu einer zirkulären Entwicklung:

  1. Je mehr Anleger in das jeweilige Edelmetall investieren, desto stärker steigen die Preise.
  2. Mit höherem Preis wächst das Interesse weiterer Anleger, ebenfalls zu investieren – immerhin steigen die Preise und versprechen Gewinne.
  3. Das führt zu einer weiteren Nachfragesteigerung, die eine Aufwärtsspirale in Gang setzt.

Die alte Börsenweisheit „Die Hausse nährt die Hausse“ lässt sich daher 1:1 auf die Preisentwicklung von Edelmetallen übertragen. Immerhin sind Gold- und Co. begrenzte Ressourcen. Eine erhöhte Förderung schlägt erst mittelfristig auf die Preise durch.

Wie hoch allerdings der psychologische Anteil an einer Hausse ist, kann höchst unterschiedlich ausfallen. Blind einem Aufwärtstrend zu folgen, ist daher selten eine gute Idee.

Die Herausforderung für Anleger ist es daher, eine sich „bloß“ weitestgehend selbstnährende Hausse von einer faktengetriebenen zu unterscheiden. Denn eines ist klar: Mittel- bis langfristig wird die Preisentwicklung nicht von intuitiven Anlegerentscheidungen, sondern von harten Fakten bestimmt.

Kurzfristige Überbewertung oder langfristiger Trend? Auf die harten Fakten kommt es an

Wie hoch der Einfluss des trendgetriebenen Anlegerverhaltens ist, ist immer mit einer gewissen Unschärfe behaftet. Wird die kurzfristige Preisentwicklung der letzten Wochen und Monate ausgeblendet, lassen sich aber durchaus fundierte Prognosen über die mittel- und langfristige Preisentwicklung eines Rohstoffs treffen. Bei einer nüchternen Einschätzung helfen Fragen wie diese:

  • Wie sieht die historische Preisentwicklung des jeweiligen Rohstoffs aus?
  • Wie sind die aktuelle industrielle Nachfrage und welche künftige Entwicklung ist absehbar?
  • Wie verhalten sich die Notenbanken? Welche Geldpolitik verfolgen sie?
  • Wie ist es um die aktuelle Weltwirtschaft bestellt? Zeichnen sich wirtschaftliche oder (geo-)politische Krisen am Horizont ab?

Zeigt eine kurze Analyse, dass die Zukunftsaussichten des jeweiligen Edel- oder Technologiemetalls trotz steigender Kurse eher schlecht sind, sollten die Alarmglocken schrillen. In dem Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie es mit einer sich nur noch selbst nährenden Hausse zu tun haben.

Beispiel Gold

Um das Ganze an einem Beispiel zu verdeutlichen, will ich an dieser Stelle einen Blick auf die Goldpreisentwicklung werfen. Versetzen wir uns in die Sommermonate zurück, als das Edelmetall eine geradezu spektakuläre Rally hinlegte – inklusive historischem Allzeithoch. War der steile Kursanstieg maßgeblich einem Trend geschuldet, der immer mehr Anleger anzog und damit die Gold-Nachfrage befeuerte? Oder war eher eine mittel- bis langfristige Aufwärtsentwicklung erwartbar – und ein Einstieg damit auch zu dieser Zeit historisch hoher Goldpreise eine gute Idee? Meine Einschätzung: letzteres.

Trotz Kurskorrektur ist das Ende der Gold-Hausse in meinen Augen noch lange nicht erreicht. Warum, habe ich bereits in einem vorangegangenen Blogbeitrag verdeutlicht. Entscheidende Faktoren sprechen einfach dafür – von der anhaltenden COVID19-Pandemie mit ihren weltwirtschaftlichen Verwerfungen bis zur ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken, die (berechtigte) Ängste vor Inflation und Kaufkraftverlust schürt.

In einem meiner nächsten Artikel werde ich mich mit dem Transport von Edelmetallen beschäftigen.

Von Marko Mähner

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